Samstag 23. Juli 2016
Die Ausreise aus Usbekistan ist problemlos. Kein Mensch fragt uns nach „Registracjia“ wegen der wir uns so einen Kopf gemacht haben. Die Zollformulare nochmals ausfüllen – das wars. Ebenso die Einreise nach Tajikistan ging schnell in 35 min. waren wir durch. Leider hatten wir nicht aufgepasst und bemerkten erst am Weg nach Dushanbe dass unsere Fahrzeugregistrierung nicht der Visumslänge entsprach sondern nur auf 14 Tage ausgestellt war. Wir hofften allerdings das in Dushanbe in Ordnung bringen zu können.
Als erstes steuerten wir den Kairakum Stausee an um eine Plätzchen am See zu finden. Nach einigem suchen wurden wir auch nahe des Ortes aber doch in Ruhe fündig.
Es ging nicht lange da kamen ein paar Männer vorbei und wollten uns einen Fische – frisch gefangen – verkaufen. Da wir nicht so geübt im Fischausnehmen sind, hat sich der Fischer angeboten dies für uns zu erledigen. Also gabs heute abend frischen Fisch vom Grill.
Den nächsten Tag verbrachten wir in Ruhe sich mit den neuen Land vertraut machen, SIM-Karte fürs Modem kaufen und etwas im Internet surfen, Bilder speichern und sortieren.
Montag 25. Juli 2016
Abfahrt nach Dushanbe. Nicht weit und wir passieren die Stadt Kuhjand, welche auch in der jüngeren Tajikischen Geschichte eine gespielt hat. Dort sehen wir uns auf dem Basar um und stocken unsere Vorräte auf.
Die Fahrt führt zunächst durch flaches Gebiet doch schon bald türmt sich Gebirge auf. Zuerst gehts hinein in die Turkestan-Range. und alsbald in das hohe Zarafshan Gebirge. Der Gebirgszug erreicht im Tschimtarga eine maximale Höhe von 5489 m. Die Ausblicke in die kleinen grünen Flecken am Talgrund waren jedesmal unglaublich. Wir folgen der M34 durch das Tal der Fandarja und steigen höher und höher. Nun gilt es zu entscheiden den Anzo-Pass oder den Anzob-Tunnel zu nehmen. Der erstere ist ein kaum befahrener (und daher schlecht unterhaltener) hoher Pass, der zweitere gilt als „Tunnel of Death“ als einer der gefährlichsten Strassentunnel der Welt. http://www.travelbook.de/welt/tadschikistan-anzob-tunnel-of-death-der-gefaehrlichste-strassentunnel-der-welt-734758.html
Wir entscheiden uns fürs zweitere, das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Im Hinterkopf – na so schlimm kanns doch nicht sein.
Ohh ja es kann………. mit etwas schlotternden Knien hielten wir kurz nach dem Tunnel zu einer Verschnaufpause. Der Tunnel ist schlichtweg „kriminell“. Von den wadentiefen Wasserlachen abgesehen kommen immerwieder – ohne jede Vorwarung oder Signalisation – Baulöcher von 1-2 Metern Durchmesser und 1 meter Tiefe aus dem unbeleuchteten Nichts. Wenn hier noch einer entgegenkommt ists passiert. Mehrmals mussten wir das Auto herumreissen um Steinblöcken die von der Decke gestürzt sind zu umgehen. Hier haben sich die Rally-Scheinwerfer echt bewährt. Einmal durch – zurück würde ich den Pass nehmen.
Nun gehts hinunter und wir werden mit grandiosen Landschaftsausblicken belohnt.
Gegen Abend erreichen wir Dushanbe und hatten von einem Reisebericht gelesen dass es bei der aufgelassenen Seilbahnstation am Hügel eine Standplatzmöglichkeit gab. Diese finden wir auch und versuchen dort unseren DAGI zu plazieren, was nach einigen Diskussionen mit der Security und nach einem Bakschisch auch gelingt. Den Abend verbringen wir im Gartenrestaurant mit einem guten Schaschlik und romatischem Ausblick auf die beleuchtete Stadt. Ein junger Kellner vom Retaurant hilft uns sehr und tut die Diskussion mit der Security nur mit einem Achselzucken ab – Usbeken, meint er.
Wir können alsbald unsere verdiente Nachtruhe antreten als die restlichen Gäste vom Restaurant noch bis tief in die Nacht hinein am Parkplatz lärmen – aber irgenwann hat auch das aufgehört.
Dienstag 26. Juli 2016
Eigentlich wollten wir uns Dushanbe ansehen, aber da wir an der Grenze für unser Auto nur 14 Tage Aufenthalt eingetragen bekommen haben mussten wir das Problem lösen – wenn wir nicht im Eilzugstempo durch den Pamir rasen wollten. Wir hofften an der Schweizer Botschaft mehr Informationen zu bekommen – aber nichts da. In Dushanbe keine Verlängerung möglich – bei der deutschen Botschaft das gleiche. Lediglich der Tip dass es im Pamir in Khorog manches möglich ist, was in Dushanbe nicht geht.
Ziemlich getresst und genervt fuhren wir durch Dushanbe.
Am Nachmittag beschlossen wir Richtung Pamir-Highway (Südroute) weiterzufahren. Kulob, als Tagesziel war nicht mehr zu erreichen, so übernachteten wir an der alten Strasse hoch über dem Tal. Rashida hatte noch was leckeres gekocht und wir verbrachten eine angenehme ruhige Nacht in der Nachbarschaft von Pferden und Ziegen.
Mittwoch 27. Juli 2016
Gut ausgeruht haben wir den Morgen in der frischen Bergluft genossen. Nun lag der Pamir-Highway vor uns und wir waren schon gespannt was uns alles erwarten würde.
In Kulob, der letzten grösseren Ortschaft wollten wir noch unsere Vorräte aufstocken.
Dann gings weiter und schon bald wurde die Strasse zur Piste und wir kletterten höher und höher.
Nach einiger Zeit plötzlich Riesenbaustellen. Was ist hier los?
Hier entsteht durch die Berge eine wahre Autobahn um die chinesischen Waren anzuliefern. Wir kämpfen uns durch den Staub und Schotter der Baustellen mitten zwischen Lastwagen und Bagger hindurch.
Nach einiger Zeit, die Strasse verliert an Höhe, erblicken wir zum ersten Mal den Panj – der Grenzfluss zu Afganistan, dem wir die nächsten Tage folgen werden.
Wir folgenden dem Fluss nordwärts und sehen bald direkt auf der afganischen Seite vereinzelt Dörfer.
Das Tal wird enger und enger und wir sehen auf der afganischen Seite wie eine Strasse mit einfachsten Mitteln in den Fels geschlagen wird.
Die Strasse wechselt in den nächsten Stunden von komplett neu bis alter russischer Lochasphalt oder Schotterpiste. Immer wieder beobachten wir die andere Seite und haben tolle Ausblicke auf die afganische Bergwelt.
Am Abend erreichen wir Kalai-Khumb – Strasse war sehr schlecht – und stellen unseren Dagi im Hof eines Guesthauses ab – wir schlafen aber im Auto.
Nach sovielen Eindrücken ist es uns noch nicht zum schlafen und wir unternehmen einen Spaziergang in den Ort und entdecken einen netten kleinen Park.
Da wir im Restaurant kein Bier bekommen, kaufen wir im „Magazin“ Bier und Chips und lassen uns auf einer Parkbank nieder. Die Nacht ist ruhig – nur das Rauschen des Panj bildet eine Geräuschkulisse die uns immer begleitet.
Donnerstag 28. Juli 2016
Zuerstmüssen wir aber nach Kohrog um dort unser Problem mit der Fahrzeug-Registrierung zu lösen. Auf dem Weg treffen wir immer wieder Chinesische Lastwagen (6-Achser) die diese Strasse befahren – einfach unglaublich.
Etwas weiter werden wir durch eine Gruppe Männer aufgehalten die am Boden sitzen und an etwas ziehen. Wir bemerken dass es sich um Leitungsbauer handelt – die spannen eine Leitung zum Masten.
Nachmittags erreichen wir Khorog, den Hauptort im Pamir. Die Suche nach der Pamir-Lodge gestaltet sich etwas langwierig, aber zuletzt ist alles gut und wir haben einen tollen Standplatz dort.
Freitag, 29. Juli 2016
Den Tag benützen wir um Informationen einzuholen. Dazu hat sich das PECTA-Büro als vorzüglich erwiesen. Es ist touristischer Ableger der Agha-Khan-Fundation und am besten informiert. Hier tragen wir unser Problem (welches wir in Dushanbe nicht lösen konnten) mit der Autoregistrierung vor – ein Telefon – wir sollten in 1 Stunde am afganischen Zoll sein, dort wirds erledigt und so wars dann auch. Der Herr war pünktlich da – 5 Minuten ein Stempel mit Unterschrift auf die Rückseite, 20 U$ – das wars. Wir hatten nun 4 Wochen für unser Fahrzeug, also genug Zeit um den Pamir in Ruhe zu erkunden. Den Abend verbringen wir geruhsam in der Pamir-Lodge und treffen dort auch jede Menge Europäer, die meisten mit dem Fahrrad unterwegs.
Samstag, 30. Juli 2016
Am Morgen sprechen wir mit anderen Reisenden und erfahren dass das Bartang-Tal einmalig sein soll. Ausserdem ist in unserem Führer dieses Tal als absolutes „must-see“ im Pamir vermerkt. Wir überlegen – es liegt nicht an unserer Strecke und normal muss das Bartang-Tal auch wieder zurück gefahren werden – wollten wir aber nicht. Deshalb beschlossen wir die Querung vom Bartang-Tal zum Karakol-See zu wagen, welche als schwierig und unsicher beschrieben wird. Also nach dem Frühstück zurück nach Rushan, wo sich der Eingang zum Bartangtal befindet. Dort noch etwas Lebensmittel gekauft, da die Versorgungslage je weiter im Tal je schlechter wird.
Die landschaftlichen Eindrücke sind spektakulär.
Soweit-sogut, plötzlich schlägt die Reifendrucküberwachung an – ohhjeee – hinten rechts platt………..
Noch bevor ich den High-Lift installieren konnten hielt ein alter Lada und 2 Pamiris fragten was los sei. Ich deutete auf den Reifen. Sofort parkten sie ihr Auto und kamen um zu helfen. Mit gemeinsamen Kräften – Auto rauf – Reifen runter. Es hatte sich ein Stein ins Profil gebohrt und dieser hinterlies kein Loch – nein einen ganzen Schlitz. Als der Stein rausoperiert war versuchten wir den Schlitz mit drei Würmern vom Bush-Ranger (Reifenflickzeug) wieder dicht zu bekommen.
Also Reifen wieder rauf und noch Foto mit den Helfern.
Toll diese Hilfsbereitschaft – wärend wir am arbeiten waren hielten sicher noch 3 Jeeps und boten Hilfe an – you are never alone.
Die Fahrt ging dem Fluss entlang weiter und brachte uns immer wieder zum staunen, welche grandiosen Ausblicke sich boten.
Gegen späten Nachmittag spähten wir nach einem Übernachtungsplatz. Am Ende eines Dorfes nach dem letzten Haus wurden wir fündig. Dort sassen auch ein paar Frauen die wir fragten ob das hier ok. sei. (Wir versuchen uns in bewohnten Gebieten nach Möglichkeit bei der Bevölkerung anzumelden). Ja klar – niet problem.
Eine der Frauen holte ihr Tochter die sehr gut englisch spricht (studierte in Dushanbe was die Agha-Khan-Fundation möglich macht) und die Verständigung war nun einfacher. Ob wir zu essen hätten- ja sicher, ob wir nicht kalt in der Nacht hätten – nein u.s.w.
Das angebotene Essen mussten wir leider ablehnen da wir selbst unseres verwerten mussten – versprachen aber danach auf einen Chai (Tee) ins Haus zu kommen. Trotzdem brachte die Tochter einen Teller als Kostprobe. Später machten wir uns mit kleinem Gastgeschenk auf zum Chai. Es war ein klassisches Pamirhaus und verschiedene Familienmitglieder waren da – es wurde gerade etwas umgebaut.
Sonntag 31. Juli 2016
Nach einer geruhsamen Nacht genossen wir das Frühstück inmitten der herrlichen Bergwelt. Zum Verabschieden kamen wir noch zu einem „Pfüat-Gott“ zu der freundlichen Familie.
Heute war Brotbacktag – das mussten wir uns noch anschauen.
Dann machten wir uns auf den Weg, denn es warteten noch etliche Km auf uns.
Es geht weiter das Bartangtal aufwärts.
Besonders waren wir von Improvisationsfreudigkeit bzw. – notwendigkeit der Pamiris angetan. Geht nicht gibts nicht!
Nahe am Talschluss kommt uns ein Toyota des Roten Kreuzes entgegen. „Die Durchfahrt am Talgrund ist blockiert“ – geht nur mit Umweg über das Dorf Roshorv – wo sei den das.
Egal – ihm folgen – leichter gesagt als getan. Der hat einen V8 unter der Haube.
Und plötzlich ein Paradies aus der Steinwüste.
Hier sind bald Mittelpunkt des Dorfes. und eiun gut englischsprechender junger Mann bietet uns an bei seinem Haus das Auto abzustellen.
Es ist einigermassen frisch. Wir sind auf etwas über 3200 m. Natürlich werden wir zu einem Chai (Tee) in den Garten beim Haus geladen. Auch natürlich dass es nicht beim Chai bleibt sondern es wird ein ganzes Menü aufgetragen. Jetzt gibts kein zurück mehr und die Pamiris erwarten eine entsprechenden Obulus welchen wir auch unter der Teekanne hinterlassen. Sonst kümmert sich jetzt keiner um uns. Der Vater des jungen Mannes Saradbek – ein ehemaliger Englishlehrer) kommt immer wieder mal uns Auto und offeriert uns alles Mögliche – dinner, breakfast, sleep etc. doch wir lehnen dankend ab – we are fine here. Ein Spaziergang durch das Dorf bzw. besser die Felder lockert unsere Knochen. Der harte Fahrtag war zu merken.
Montag 01. August 2016 (da war doch was….)
Frisch ausgeschlafen nahmen wir Abschied von Roshorv und seinem fast 6000er. Wir danken Saradbek für seine Gastfreundschaft und das interessante Gespräch über die Probleme in Roshorv.
http://www.geo.de/magazine/geo-magazin/1237-rtkl-abenteuer-ein-dorf-bewegung
Bei der Ausfahrt aus dem Dorf verfahren wir uns in eine falsche Piste merken das aber schnell und winden uns den Pfad wieder hinunter zum Fluss.
Der Bartan Fluss wird immer kleiner, da wir ihm auswärts folgen und es folgenden schon fast bizzare Landschaften.
Dann erreichen wir Khudara, dem eigentlichen Ende des Bartang Tales.
Hier hört die Strasse nach Karte auf. Aber es ist eine gut sichtbare Piste die sich am Ende des Dorfes bergwärts schlängelt. Zudem sehen wir wie eine Gruppen von Pamiris einen roten Lada-Niva beladen, sich verabschieden und in Richtung Berg losfahren.
Was ein Lada kann, können wir mit Dagi allemal – auf geht´s hinauf auf den Kok-Jar und von dort hinunter zum Karakul-See.
Nach einer Weile – die Piste ist noch durchaus fahrbar – gelangrn wir zu einem Flussübergang und stellen fest dass die Piste schlichtweg nicht mehr da ist. Am anderen Ufer geht´s wieder weiter. Also dem Wasserlauf runter und nach einer Querungsmöglichkeit suchen. Das gelang auch 100 m tiefer und mit Allrad war das bald geschafft. Auf der anderen Seite angekommen warteten wir wie es dem Lada – der hinter uns kommt – wohl geht.
Wie sich herausstellt geht die Fahrt zu einer Hochzeit nach Murghab – jetzt wirds mit der Hochzeit doch noch was.
Nun ist der Kok-Jar nicht mehr weit – die Schlüsselstelle der Piste.
Die Pist wird jetzt besser befahrbar und gibt einen Blick in die Ferne frei.
Unterwegs scheuchen wir immer wieder Murmeltiere auf die zuerst unschlüssig sind – in den Bau oder nicht – dann aber im Murmeltiergalopp das Zuhause aufsuchen.
Zum Ziel sind jedoch noch ein paar knifflige Stellen zu bewätigen.
Schlussendlich suchen wir uns dieser atemberaubend schönen Landschaft einen windgeschützen Nachtplatz.
Diesen aufregenden und ereignissreichen Tag beschliessen wir mit einem echten Schweizer Fondü – es ist ja der 1.August zu feiern. Dies auf gut 4200 meter.
WEITER BEI TAJIKISTAN 2
Hösli Arnold 14. September 2016
Salü Günther und Dada
eine Super Reise-Doku hast Du hier auf die Beine gestellt, meine Hochachtung. Ich wünsche Euch weiterhin eine abenteuerliche aber friedliche Reise!
Herzliche Grüsse
Nöldi