Mittwoch 12. Oktober 2016
Von Golmud aus erklimmen wir das Tibetische Hochplateu. Nach Lhasa sind es ca. 1200 km. In Golmud decken wir uns auch mit Vorräten ein, da es schwieriger wird in der nächsten Zeit mit dem Einkaufen. Die nächsten paar Wochen werden wir uns in beträchtlichen Höhen und bei Minusgraden bewegen. Hier seht ihr das Höhenprofil der Route.
Womit wir auf dieser Fahrt nicht gerechnet hatten waren die vielen Lastwagen die zig-KM lange Staus produzierten. Wir versuchten zwar alles daran vorbeizukommen – auch Offroad – aber irgendwann steckten wir wieder in der Kolonne besonders dort wo das Militär am Werk war. Nie im Leben hatten wir so eine Masse an Lastwagen gesehen.
So verbrachten wir an diesem Tag ganze 7 Stunden stehend zwischen den Lastwagen. Dabei fanden wir abseits der Strasse auch ein paar lohnende Fotomotive.
Auch die verschiedensten Ladungen kosten uns ab und zu ein Schmunzeln.
An diesem Tag suchten wir uns etwas abseits der Strasse – Bäume oder Buschwerk gabs ja eh nicht – einen ebenen Standplatz für die Übernachtung. Unsere Führerin schlug tapfer ihr Zelt auf – das war mit der Agentur so abgemacht – ohne zu ahnen welch kalte Nacht das werden sollte. Aber Tibeter sind ja so einiges gewohnt, dachten wir uns.
13. – 15. Oktober 2017
Am Morgen beim Aufwachen war es noch bitter kalt -12 Grad C. Zum Glück hat sich die Justierung unserer Standheizung gelohnt denn wenn auch nicht auf Volllast so hatten wir ein sehr behagliches Zuhause bei diesen unwirtlichen Aussenbedingungen. Als wir nach Pema unserer Führerin – die ja im Zelt geschlafen hatte – schauten fanden wir sie ziemlich durchgefroren und luden sie sofort zu einem heissen Tee ins Auto ein, worüber sie sichtlich froh war. Sie hatte kaum ein Auge zugemacht vor Kälte trotz Daunenjacke und Schlafsack. Die erste Nacht in dieser Höhe hatten wir halbwegs gut überstanden. Rashida musste 2x erbrechen und hatte leichte Kopfschmerzen. Aber das legte sich bald wieder. Wenn auch schon kleinste Anstrengungen in die dieser Höhe einem ausser Atem kommen lassen. Die Höhenanpassung vom Pamir scheint sich auszuzahlen. Den mitgenommen Sauerstoff benötigten wir bisher nicht.
Bald war alles verstaut und wir setzten unsere Fahrt fort, in der Hoffnung nicht wieder so viel Zeit in den LKW Staus zu stecken. Und tatsächlich es trug sich gut an. Aber nach einigen KM waren sie wieder da und das zuhauf.
Heute waren es aber nur mehr 5 Stunden Stau – es besserte sich. Bei diesem Tempo würden wir eine Woche nach Lhasa brauchen.
Schlussendlich passierten wir das Tor zu Tibet und fuhren in den Abend hinein. Das Tagesziel war längst nicht erreicht aber nun mussten wir ein Guesthouse zur Übernachtung suchen. Unserer Führerin behauptete es wäre hier nicht erlaubt im Feld im Auto zu schlafen. Nach der letzten Nacht weigerte sie sich zu campen. Also war auch eine Containerabsteige besser als draussen.
Unsere Behausung hatte keine Fester nur Licht wenn der Generator lief und die chinesischen Toiletten draussen – na lassen wir das – braucht keine weitere Beschreibung. Wir holten unsere Schlafsäcke aus der Dachbox und legt sie vorsichtig aufs Bett – dann hinein und am Morgen schnell raus. Den anfänglich geforderten Preis von 200 RMB (30 CHF) weigerten wir uns zu bezahlen, die Hälfte war auch noch überzahlt aber was solls.
Der Morgen begrüsste uns mit strahlendem Sonnenschein, was die eisigen Temperaturen erträglicher machte. Nach dem Kaffee machten wir uns auch sogleich auf. Unserer Führerin mahnte zur Eile da wir im Rückstand sind – kein Wunder bei diesen Staus. Der Weg führt uns durch eine phantasische Hochlandschaft.
Aber es dauert auch heute nicht lange und wir stehen schon wieder.
So beschliessen wir auf eigene Faust die Strasse zu verlassen und Off-Road an den LKW´s vorbeizukommen.
So konnten wir dann doch einen Teil der LKW´s überholen.
Nicht weit von der Strasse waren Jaks und Wildesel zu sehen.
Kurz darauf erreichen wir den Tonggula Pass mit 5´230 Meter ü.M. Wir halten aber nur kurz denn es ist kalt und schiessen ein paar Fotos.
Das Atmen fällt uns zunehmend schwerer in dieser Höhe, sodass wir keine weiteren Aktivitäten planen und ziemlich rasch weiterfahren.
Unser Landcruiser (ohne Turbo) zieht eine schwarze Rauchfahne hinterher und die Leistung des Motors ist auch nur mehr schwach, aber er läuft.
Der Fahrt nach Lhasa ist noch lang. Grandiose Landschaften und Eindrücke säumen den Weg.
Eine weitere Nacht verbringen wir in Nagchu, bevor wir am darauf folgenden Tag Lhasa erreichen. Uns bisher nur aus dem Buch „7 Jahre Tibet“ von Heinrich Harrer und Peter Aufschnaiter bekannt, konnten wir die tibetische Hauptstadt nun selbst betreten. Wer hätte das gedacht!
Wir wurden im Hotel Lhasa einquartiert. Die abendliche Vorbeifahrt am Potala weckte schon Vorfreude auf die nächsten Tage.
16. – 17. Oktober 2017
Zur Einstimmung wollten wir nicht gleich den Potala Palast stürmen, sondern zuerst ein tibetische Kloster besichtigen – das Drepung Kloster
Drepung ist eines der bedeutendsten Klöster der Gelug-Schule und war eines der drei großen so genannten „Staatsklöster“ des früheren Tibet, nicht ganz 10 km westlich von Lhasa gelegen. (Wikipedia)
Am Nachmittag stand noch der Norbuglinka – Sommerpalast des Dalai Lama am Programm.
Unsere Führerin Pema war sehr intessiert uns in die Geheimnisse das Budismus einzuweisen. Leider waren die anderen Fähigkeiten, etwa ein brauchbares Restaurant zu finden nicht sehr ausgeprägt. Sodass wir meist selber auf Suche gingen um eine passable Mahlzeit zu ergattern. Schön und sehr gut war das Dunya, welches von Holländern betrieben wird. Besonders die Yak Steaks zart und saftig.
Der nächste Tag gehörte dem Potala Palast.
Der Potala-Palast (nach Potala, dem reinen Land des Bodhisattva Avalokiteshvara benannt) in Lhasa war während der Zeit der zentraltibetischen Regierung Ganden Phodrang (tib.: dga‘ ldan pho brang; regierte von 1642 bis 1959) offizielle Residenz und Regierungssitz der Dalai Lamas. Der riesige Palast liegt auf dem Berg „Mar-po-ri“ (tib.: dmar po ri; „Roter Berg“), der sich 130 Meter über Lhasa, der Hauptstadt des autonomen tibetischen Gebietes, erhebt. (Wikipedia)
Erhaben thront der Potala-Palast, ehemals Regierungssitz des Dalai Lamas, über den Dächern von Lhasa. Umso bedauerlicher ist es, dass ein Besuch in den historischen Gemäuern eher einer Massenabfertigung gleicht. Wer den Hollywoodstreifen „Sieben Jahre in Tibet“ gesehen hat, erwartet Mönche in roten Roben, die durch prachtvolle Hallen streifen. In Wirklichkeit weisen die Palasträumee jedoch vor allem eines auf: gähnende Leere.
Die Besuchszeit wird zudem auf eine Stunde limitiert, was bei 13 Stockwerken und 999 Zimmern für Zeitnot und Hektik sorgen kann. Keine Frage, die Erscheinung des Palastes und die Aussicht über das Flusstal sind beeindruckend. Doch die hektische Blockabfertigung nimmt dem Palast seinen Zauber. (Focus)
Besser hätten wir es auch nicht beschreiben können – leider.
Schön langsam bekamen wir etwas genug vom Besichtigen und wir schlendern einfach durch die Altstadt.
18. – 19. Oktober 2016
Da wir den Besuch des Evererst-Basecamps getrichten hatten, gerade zu dieser Zeit total überlaufen, wollen wir einen 2-Tagesausflug Richtung Nagarze – Gyantse – Nyamo – Lhasa
Unser Ziel war mal abseits der Hauptrouten zu fahren und uns un seren Weg eigenständig zu suchen. Unsere Reisepartner Wolf und Annelie wollten lieber in Lhasa bleiben und so kam Pema unsere Führerin mit uns. Die Route suchte aber wir aus.
Zuerst gings über den Fluss ins neue Lhasa.
Nicht kleckern, klotzen – scheint das Moto zu sein. Wieweit die Bauten den Tibetern zugute kommen bleibt dahingestellt.
Alsbald verliessen wir die urbane Gegend und es wurde ländlich.
Die Strassenverhältnisse waren excellent und fast kein Verkehr – was für eine Wohltat.
Bald verlassen wir das Tal des Brahmaputra und erklimmen die Berge.
Am Pass angekommen werden wir mit einem herrlichen Panorama belohnt.
Aber auch hier hat Tourismus einzuggehalten. Was ab und an zu recht komischen Auswüchsen führt.
Nach einem sehr guten tibetischen Mittagessen in Nagarze -wollten wir uns das kleine Koster Samding, welches abseits der Strasse liegt, ansehen. Pema meinte zwar das sei nicht interessant – aber heute bestimmen wir den Weg.
Das Samding Kloster liegt südlich vom Yamdrok See und ist regiert von der einzigen weiblichen lebenden Buddha in Tibet.
Die Äbtin ist der erste weibliche lebende Buddha Tibets und steht der Gemeinde bereits in 12. Reinkarnation vor, sie befindet sich in der lamaistischen Rangfolge an 3. Stelle. Die derzeitige Dorje Phagmo wohnt in Lhasa, während die Überreste ihrer Vorgänderinnen im Kloster gut bewahrt wurden. Sehr ungewöhnlich ist, dass in dem Kloster Mönche und Nonnen zusammen lebten. Auch konnte man nicht eindeutig eine hauptsächliche buddhistische Strömung feststellen, vermutlich gehört es der Gelug Sekte an.
Wie so viele Orte in Tibet hat auch Samding Anregung für Geschichten geliefert. Der Autor Lionel Davidson beschreibt in seinem Buch „Die Rose von Tibet“ einen Ort, dessen Magie den Leser so einzigartig in Bann hält wie das echte Kloster selbst. Allein der Ausblick über die Ebene und den leuchtenden See bleibt für Besucher unvergesslich. Die kleine Gemeinschaft sorgte jedoch schon zuvor für Märchenstoff: 1716 soll die Äbtin sich und die Nonnen in Säue verwandelt haben, um einem Mongolenangriff zu entkommen – die verblüfften Krieger opferten daraufhin dem Kloster.
Ein junger Mönch fürte uns dann durch das Kloster. Leider waren die Englischkenntnisse nur dürftig, gerne hätten wir uns mit den Mönchen mehr unterhalten. Sie waren aber sehr scheu.
Da wir heute noch Gyantse erreichen wollten mussten uns beeilen. Die weitere Fahrt führte uns noch Gletschern vorbei.
Hoch über einem Stausee wollten wir auch unsere Gebetsfahne anbringen.
Am Abend erreichten wir Gyntse wo wir wieder ein Hotel „verordnet“ bekommen hatten. Von weitem sahen wir schon die Festung von Gyangzê.
Ein sehr schöner und ereignisreicher Tag ging zu Ende.
Tagsdarauf machten wir uns an die Besichtung des Kloster Pelkhor Chöde welches besonders für seinen Kumbum berühmt ist.
Pelkhor beherbergte Mönche der drei Hauptrichtungen des tibetischen Buddhismus: Sakya, Bodong und Gelug.
Während der chinesischen Kulturrevolution wurde das Kloster schwer beschädigt. Das neue Gesicht Tibets: der neue Karmapa. Der 26-jährige Mönch Ogyen Trinley Dorje ist ein möglicher Nachfolger des Dalai Lama: ein Flüchtling, ein Politikum – und die große Hoffnung der Tibeter.
Dieses Kloster war das Einzige wo wir auch innen fotografieren durften.
Auf der weiterfahrt entschieden wir uns – zum Leidwesen unserer Führerin – die Hauptstrasse zu verlassen und Off-Road zu fahren.
Als wir beim nächsten Check-Point anlangten gab es einern riesen Aufstand und Pema musste alle Register ziehen, sogar ihren Onkel in Lhasa bemühen damit wir weiterkonnten. Wir hatten die vorgegebene Route verlassen und waren in Shigatse (wir sagten wir kämen von dort) nicht registriert.
Abends langten wir wohlbehalten wieder im Hotel in Lhasa ein, wo wir auch Wolf und Annelie wieder trafen.
20. – 24. Oktober 2017
Wir verlassen Lhasa in Richtung Osten. Die Fahrt führt durch herrliche Landschaften und immer wieder begegnen uns Pilgerfamilien die nach Lhasa wollen.
Einige Pilger messen den Weg nach Lhasa mit ihrem Körper ab – unglaublich das durchzuhalten.
Offenbar gehts dabei um die benötigte Karmaverbesserung. Ja – Glaube kann bekanntlich Berge versetzen und übermenschliche Kräfte mobilisieren.
Wir fahren auch an einem neu errichteten Tourismusresort vorbei. Die Häuser erinnern uns an unsere Heimat in den Alpen.
Auch landschaftlich verändert sich alles. Es wird grüner, Wälder säumen den Weg und dahinter grüssen die Eisriesen.
Und das brauchts auch wirklich. Wir geraten in eine Tagelange Baustelle, wo der Verkehr fast nicht geregelt ist und jeder in nur die kleinste Lücke fährt in der Hoffnung dass der Entgegenkommende ausweicht – oft mal eine falsche Hoffnung und dann ist der Stau perfekt.
Unterwegs weckt unsere Aufmerksamkeit eine Ansammlung von Geiern nicht weit der Strasse. Wir halten kurz. Möglicherweise handelt es sich um einen Luftbestattungsplatz.
Es ist nun wärmer und wir können Pema – unsere Führerin – überreden auf einem aufgelassen Holzplatz etwas von der Strasse weg zu übernachten. Sie muss uns aber gleich am nächsten morgen im folgenden Ort registrieren.
Pema hat mittlerweilen ihren Schlafplatz in die Führerkabine des MAN verlegt.
Am nächsten morgen wieder Baustellenfahrt – aber hier einige Impressionen vom Wegesrand.
Wir durchfahren unendlich Schluchten.
Vom Osten her ist Lhasa noch schwieriger zu erreichen. Zwischendurch wird Wasser gefasst bevor es wieder auf den nächsten Pass geht.
Da wäre ein schnelles Cabrio die helle Freude.
Wir hatten nun Tibet verlassen und waren in der Provinz Yunan.
Ennio 6. März 2017
Wow 5230m!
Super Bilder!
globediscover 7. März 2017 — Autor der Seiten
Hallo Ennio, bald kommt mehr.
Migmar Tsering Dengo 22. Mai 2017
Hello sir Günther, very good morning, Iam very happy to see true picture of my country. very glad of you. super schöne fotos. we wish one day we will back to Tibet with HH the Dalai lama, what day is the best story of 21th century. thanks Mr Günther.
globediscover 26. Mai 2017 — Autor der Seiten
Hallo Migmar,
Es war schön sie zu treffen und wir unsere Reise durch Tibet war ein einmaliges Erlebnis. Ich hoffe dass es einestages auch für alle Tibeter leichter wird ihre Heimat zu bewahren.